Gastbeitrag von Muhammad Ajeef
Ich wurde am 9. Mai 1989 Sohn muslimischer Eltern in Pakistan geboren. Mein Vater gab mir den Namen Muhammad Ajeef , nach dem Propheten Mohammed. Zudem war er auch ein Zeichen der Hingabe zum Islam. Aber ich war nie Teil dieser Religion. Wie konnte man an einen Gott glauben, den noch kein Mensch gesehen hat. Und wie konnte ich einem Propheten Mohammed glauben, der nach einer einsamen Meditation in einer Höhle behauptete, dass er der Prophet dieses unsichtbaren Gottes sei. Eigentlich wäre mein Platz in einer atheistischen Familie gewesen, aber wer kann sich schon aussuchen, wo er hineingeboren wird. So wurde ich zum Gejagten, obwohl ich kein Verbrechen begangen hatte. Eigentlich hat jeder das Recht sein Leben frei zu bestimmen, aber nicht in einem Land wie Pakistan, das als islamischer Staat gegründet wurde und in dem Muslime 97% der Bevölkerung ausmachen. Obwohl der weiße Streifen in der pakistanischen Fahne diese Minderheiten symbolisieren soll und die Gesetzgebung gerecht sein soll, sieht es in der Realität anders aus. Die Einstellung der Öffentlichkeit entspricht diesem Ideal in keinster Weise.
Anlässlich des internationalen Tags der Frau organisierten wir am 8. März 2019 eine Veranstaltung um auf Frauenrechte aufmerksam zu machen. Am Ende dieser Veranstaltung diskutierten wir mit Freunden über sexuelle Gewalt und den Mord an Zainab Ansari, einem 8-jährigen Mädchen, das von einem Fremden 2018 vergewaltigt und getötet wurde, und den Morden an vielen anderen Mädchen. Ich machte die sarkastische Bemerkung, dass der Sex mit Kindern im Islam erlaubt sei, man müsse sie nur danach heiraten. Nur der Mord sei Haram (sündig) gewesen. Genauso wie es der Prophet getan hätte, als er Ayesha heiratete als sie noch ein Kind war. Als sie erwachsen wurde starb Mohammed und sie musste 44 Jahre seine Witwe bleiben, da es ihr nicht erlaubt war wieder zu heiraten. War diese Geschichte über den Prophete nicht der beste Beleg für die Unterdrückung der Frau im Islam? Nun, mit dieser Aussage waren meine Freunde nicht einverstanden und somit gingen sie zu Imam der lokalen Madrassa (Schule für Islam) und informierten ihn über meine Äußerungen, dass ich den Propheten des Islam beleidigt hätte. In seiner Freitagsgebetsrede gab der Imam eine Fatwa (ein religiöses Urteil) gegen mich aus, dass ich enthauptet werden sollte. Ohne darüber nachzudenken, stürmten die Menschen auf mich ein, übergossen mich mit Benzin um mich anzuzünden.
Irgendwie schaffte ich es, ihnen zu entkommen. Doch nun fragte ich mich, wie lange es mir noch gelingen würde zu überleben? Das gesamte Land ist voller Extremisten. Ich wusste nicht, wann und wo mich jemand töten würde. Zudem bekam ich auch Drohungen über das Telefon. So wendete ich mich an einen Vermittler und schaffte die Flucht aus Pakistan. Jedoch gelingt es den meisten nicht und sie sind dort absolut hilflos. Sie werden entweder von Extremisten gefoltert, hingerichtet oder verrotten im Gefängnis.
Am 10. Juni 2019 erreichte ich Deutschland und ich mein Asylverfahren läuft noch. Nach Einschätzung des Auswärtigen Amts existiert laut der Verfassung in Pakistan die Religionsfreiheit. Wenn dem so wäre, weshalb wird dann beispielsweise die Ahmadiyya Gemeinde verfolgt? Sie sind ebenso Muslime, sie glauben an Gott, den Koran und den Propheten Mohammed. Sie beten und fasten. Wenn selbst andere Muslime in diesem Land verfolgt werden, was passiert dann mit Atheisten oder Agnostikern?
Ich habe alles verloren, meine Famile, meinen Alltag, die Menschen, die ich liebe, Freunde, meine Heimat …….einfach alles. Hier ist das Leben wie eine neue Geburt, ich muss mir alles neu aufbauen. Die Gute ist, dass ich noch am Leben bin.