Der Fall Mai Abdallah

Gastbeitrag von M. G.

Dass Anders- und Nichtgläubige in Ägypten einen schweren Stand haben, ist hinlänglich bekannt. Wie eng der Spielraum des Sagbaren ist und wie schnell eine religionskritische Aussage zum nationalen Skandal werden kann, zeigte zu Beginn des Jahres der Fall der Studentin Mai Abdallah, die im Februar auf Facebook eine islamkritische Äußerung veröffentlichte.

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Schwer zu finden: Neutrale Psychotherapie für Ex-Muslime 

Ich möchte mich gerne vorstellen: Mein Name ist Karrar Al Asfoor und ich wurde in eine streng muslimische Familie im Irak geboren. Selbstliebe wurde von meiner Familie als etwas grundsätzlich Böses angesehen, was sich in unserem täglichen Leben manifestierte. Schon in jungen Jahren wurde mir eingebläut, dass es meine Pflicht sei, „Gott“, religiöse Autoritäten, die Gesellschaft und alle anderen zufrieden zu stellen, mich selbst aber als schuldigen Sünder zu verachten. Es fühlte sich an wie ein endloser Wettlauf des Selbsthasses.

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Maryam – Überleben in einer frauenfeindlichen Gesellschaft

Interview von Karrar al Asfoor.

„Der Hijab steht für Empowerment und Befreiung – als Symbol des Feminismus.“ Mit diesem Slogan wird der Schleier (Hijab) in der westlichen Welt als Ausdruck von Frauenrechten und in Kampagnen gefeiert, beispielsweise beim sogenannten „World Hijab Day“.

Maryam

Diese Aussage, die ich zum ersten Mal gehört habe, als ich nach Europa kam, unterscheidet sich radikal von der Propaganda, die dort gefördert wird, wo ich aufgewachsen bin – im Irak. Die Macht wird dort nur den Männern zugeschrieben, während Frauen gehorsam sein müssen. Die Gleichberechtigung der Geschlechter wird als ein Zeichen der gesellschaftlichen Zersetzung angesehen. Somit stehen feministische Bewegungen im Verdacht, die Gesellschaft zerstören zu wollen.

Dieser Gegensatz in der Wahrnehmung ließ mich neugierig werden. Weshalb repräsentiert das religiöse Symbol des Hijab in zwei unterschiedlichen Gesellschaften so gegensätzliche Werte?

Aus diesem Grunde entschloss ich mich, ein Interview mit der im Irak lebenden feministischen Aktivistin Maryam zu führen, um mehr über die Frauenrechtssituation in einem Land zu erfahren, in dem das Tragen des Schleiers stark verbreitet ist.

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Gefährliche Befindlichkeiten – Indonesien als warnendes Beispiel für Europa

Gastbeitrag von Uka

Uka ist in Indonesien geboren und lebt derzeit in Deutschland. Sie definiert sich selbst als säkular liberal und setzt sich aktiv für die Menschenrechte und persönliche Freiheit ein.

Uka

Vor einigen Monaten sah sich Frankreich mit dem entsetzlich barbarischen Mord an dem Lehrer Samuel Paty konfrontiert. Dieser hatte versucht, anhand bekannter Mohammed-Karikaturen bei Schülern eine Diskussion zum Thema Meinungsfreiheit anzuregen. Er bezahlte hierfür mit seinem Leben.

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Asyl abgelehnt trotz Verfolgung im Iran

Gastbeitrag von Mostafa Mostafania

Mostafa Mostafania

Ich heiße Mostafa Mostafania. Ich lebte in Rasht, Iran, und bin in einer nicht religiösen Familie aufgewachsen.

Ich hatte viele Fragen zur islamischen Lehre und weshalb sie sich so sehr vom täglichen Leben der Menschen unterscheidet. Hinzu kam, dass sich durch mein Studium im Bereich der Physik und Mathematik mein Blick auf die Religion verändert hatte. Da ich vor ca. 10 Jahren zudem islamische Philosophie und Rechtswissenschaft studiert habe, hat sich meine Sicht auf die Religion geändert und ich habe sie verlassen.

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Und so kam der Stein ins Rollen

Adel, warum und wie bist Du nach Deutschland gekommen?

Adel ist ein Geflüchteter aus dem Irak. Er erzählt vom Beginn der Säkularen Flüchtlingshilfe Stuttgart und von seinem neuen Leben in Deutschland.

Adel

 Schon als Jugendlicher im Irak hatte ich meine Zweifel an der Religion oder sagen wir, ich hatte Fragen, aber man darf in der muslimischen Welt die Religion nicht hinterfragen und schon gar nicht kritisieren. Ich fand es seltsam, dass wir einen Gott anbeten sollten, der uns immer mit der Hölle drohte. Alles drehte sich um Allah. Er beherrschte auch unser Privatleben. Mit der Zeit, als ich dann im Medizinbereich studierte, kollidierte der Glaube mit der Evolutionstheorie.  Ich hatte die Möglichkeit, ins Internet zu gehen und las dann über die Evolution und über Menschenrechte. Ich musste meine Gedanken verheimlichen, denn es gab zwar ein paar Leute, mit denen man sich austauschte, aber immer unter Decknamen. Die Sittenpolizei passte auf, und mir war bewusst, dass ich mit dem Feuer spielte.

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Adel – eine Erfolgsgeschichte

Adel ist ein Atheist aus dem Irak und musste fliehen, da das Leben für ihn dort nicht mehr möglich war. Hier kam er zunächst in eine Landeserstaufnahme, wo er wieder mit genau den Leuten zusammen, vor denen er ursprünglich geflüchtet war: strenggläubige Muslime.

Dennoch hat er die Zeit dort gut genutzt. Er lernte eifrig die deutsche Sprache, denn es war ihm bewusst, dass dies der Schlüssel ist, um sich hier zu verständigen und sich zu integrieren. Dafür hat er auch jede freie Minute mit Deutschen verbracht und bei zahlreichen sozialen Projekten der Stadt mitgewirkt.

So lernte er Veronika Kienzle kennen, die zurzeit für das Amt der Oberbürgermeisterin der Stadt Stuttgart (Grüne) kandidiert. Zum Dank für sein Engagement bekam er einen Platz in einer WG der Geiss-Stiftung, wo er mehr Ruhe zum Lernen fand. Er war Mitbegründer der Säkularen Flüchtlingshilfe Stuttgart. Darüber hinaus bekam er eine Stelle in einem Labor. Schritt für Schritt kam er so in Deutschland an. Mittlerweile ist er als Asylbewerber anerkannt, hat eine eigene Wohnung und ist berufstätig. Ein weiterer Schritt in sein neues Leben.

Adel engagiert sich weiterhin in der Säkularen Flüchtlingshilfe Stuttgart, um anderen Geflüchteten bei ihrem mühsamen Weg zur Seite stehen zu können.

Den kompletten Artikel der Stuttgarter Zeitung können Sie hier herunterladen.

Saudi-Arabien: Mein Weg zum Atheismus

Gastbeitrag von Rosilea .M

Seit ich begonnen habe, die Welt um mich herum zu begreifen, habe ich mich immer unwohl gefühlt, von Traditionen, eintönigem Alltag und Regeln umgeben zu sein.

Rosilea .M

Ich liebte es, mich anders auszudrücken. Ich gab mich meinen Tagträumen und dem Schreiben von Geschichten hin, um meine Langeweile zu vertreiben (die meisten davon waren in meinem Kopf). Dies war meine geistige Flucht und ein Bewältigungs­mechanismus.

Es gab eine Zeit, in der ich mich fragte, warum ich vernachlässigt wurde? Warum wurde ich schlecht behandelt, aber nie so schlecht, wie wenn ich meine säkularen Überzeugungen zum Ausdruck brachte? Ich wurde sogar schlechter behandelt als im Alter von 15 Jahren, als bei mir klinisch Multiple Sklerose diagnostiziert wurde, nachdem die ersten Symptome mit 14 Jahren aufgetreten waren.

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Atheismus im Iran

Gastbeitrag von Sina Nasiri

Sina Nasiri

„Es war der 21. Oktober 2015, und ich kam wie immer von der Kaserne nach Hause zurück, wo ich mitten auf dem Weg von der iranischen Geheimdienstorganisation (Sepah) verhaftet wurde, die mich in das Zentralgefängnis von Arak brachten. Nach langen Folterungen und Verhören und unter schwerem Druck zwangen sie mich, meine Taten zu gestehen, und verurteilten mich zur Todesstrafe.“

Dies ist die Geschichte des iranischen Staatsbürgers Sina Dehghan, welcher der so genannten Blasphemie beschuldigt wird. Seine Probleme mit dem islamischen Regime Iran begannen, als er beschloß, einen Kanal in Line, einer Freeware-App, einzurichten, um seine Ideen zuim Islam aufzuschreiben und sich kritisch mit dem Koran auseinanderzusetzen. Jetzt wartet er auf die Todesstrafe.

Dies ist nur einer von vielen Fällen ehemaliger muslimischer Iraner, die ihr Leben riskierten, um ihre Ideen zum Ausdruck bringen zu können, Menschen, die als Muslime geboren wurden, dann aber die islamische Religion verließen. Obwohl ihre Zahl in den letzten Jahren zugenommen hat, sehen sie sich aufgrund ihres Glaubensabfalls in der islamischen Gesellschaft immer noch der Ächtung oder Vergeltung durch ihre Familien und ihres Umfelds ausgesetzt.

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„Sie übergossen mich mit Benzin um mich anzuzünden“

Gastbeitrag von Muhammad Ajeef

Muhammad Ajeef

Ich wurde am 9. Mai 1989 Sohn muslimischer Eltern in Pakistan geboren. Mein Vater gab mir den Namen Muhammad Ajeef , nach dem Propheten Mohammed. Zudem war er auch ein Zeichen der Hingabe zum Islam. Aber ich war nie Teil dieser Religion. Wie konnte man an einen Gott glauben, den noch kein Mensch gesehen hat. Und wie konnte ich einem Propheten Mohammed glauben, der nach einer einsamen Meditation in einer Höhle behauptete, dass er der Prophet dieses unsichtbaren Gottes sei. Eigentlich wäre mein Platz in einer atheistischen Familie gewesen, aber wer kann sich schon aussuchen, wo er hineingeboren wird. So wurde ich zum Gejagten, obwohl ich kein Verbrechen begangen hatte. Eigentlich hat jeder das Recht sein Leben frei zu bestimmen, aber nicht in einem Land wie Pakistan, das als islamischer Staat gegründet wurde und in dem Muslime 97% der Bevölkerung ausmachen. Obwohl der weiße Streifen in der pakistanischen Fahne diese Minderheiten symbolisieren soll und die Gesetzgebung gerecht sein soll, sieht es in der Realität anders aus. Die Einstellung der Öffentlichkeit entspricht diesem Ideal in keinster Weise.

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