Dass Anders- und Nichtgläubige in Ägypten einen schweren Stand haben, ist hinlänglich bekannt. Wie eng der Spielraum des Sagbaren ist und wie schnell eine religionskritische Aussage zum nationalen Skandal werden kann, zeigte zu Beginn des Jahres der Fall der Studentin Mai Abdallah, die im Februar auf Facebook eine islamkritische Äußerung veröffentlichte.
Ich möchte mich gerne vorstellen: Mein Name ist Karrar Al Asfoor und ich wurde in eine streng muslimische Familie im Irak geboren. Selbstliebe wurde von meiner Familie als etwas grundsätzlich Böses angesehen, was sich in unserem täglichen Leben manifestierte. Schon in jungen Jahren wurde mir eingebläut, dass es meine Pflicht sei, „Gott“, religiöse Autoritäten, die Gesellschaft und alle anderen zufrieden zu stellen, mich selbst aber als schuldigen Sünder zu verachten. Es fühlte sich an wie ein endloser Wettlauf des Selbsthasses.
Am 19. Mai 2023 fand in Stuttgart die Schulung „Atheismus als Fluchtgrund“ statt. Bei der Hybrid-Veranstaltung konnten Helfer:innen sowohl vor Ort teilnehmen als auch online.
Die Anwältin Ursula Damson-Asadollah informierte dabei über das Asylrecht im Zusammenhang mit Atheismus, damit die ehrenamtlichen Helfer:innen betroffene Flüchtlinge besser beraten und betreuen können.
Die Säkulare Flüchtlingshilfe bietet nun eine Seite an, auf der Flüchtlinge und Andere Ressourcen finden können, die den Deutsch-Lernprozess unterstützen. Die Seite ist auf Deutsch und Englisch verfügbar (Persisch & Arabisch werden folgen). Die Ressourcen werden im Laufe der Zeit aktualisiert und erweitert. Die Seite lässt sich unter https://atheist-refugees.com/lernressourcen/ oder über das Drop-Down-Menü im Reiter „Information“ aufrufen.
Am 14. November 2022 fand die Mitgliederversammlung der Säkularen Flüchtlingshilfe statt. Ein Hauptanliegen war die Neuwahl des Vorstandes, die gemäß Vereinssatzung alle zwei Jahre erfolgen muss und die auch nötig war, um Hishams Posten neu zu besetzen.
Unser neuer Vorstand besteht aus Dustin Altermann, Yahya Ekhou und Paul Franke.
Hintergrund: Protest zum Weltfrauentag 1979 in Teheran
Die bisher größten Proteste gegen die Zwangsverschleierung im Iran begannen, als Vida Movahed (in den Medien bekannt als das „Mädchen von der Enghelab-Straße“) im Januar 2018 ihren Schal an einen Stock hängte, um vor ihrem Haus in Teheran zu protestieren. Ihr Bild wurde zu einer der wichtigsten Schlagzeilen in den Nachrichten geworden. Movahed wurde kurz darauf festgenommen und wegen „Anstiftung zu Korruption und Prostitution durch Entfernung des Hijabs“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Anders als die Gemeinde zwang Minas Familie sie nicht zu religiösen Überzeugungen. Aber sie diskutiert mit ihren Mitmenschen und ihren Verwandten über religiöse Fragen.
Mina
Während ihrer Schulzeit hatte sie oft Probleme mit Religionslehrern in Diskussionen über religiöse Geschichten und Urteile, wie die Enthauptung von Ungläubigen, die Mina nicht akzeptierte. Dies führte zur Bestrafung Minas und dazu, dass sich ihre Eltern in der Schule für sie entschuldigen mussten. Jahre später, während ihrer Arbeitszeit, wurde sie trotz der Zustimmung einiger ihrer Kollegen von anderen eher islamistischen Kollegen bedroht. Wenn sie so weitermache, würden ihre Worte den Strafverfolgungsbeamten gemeldet. Sie erkannte, dass sie nirgendwo das Recht hatte, religiöse Urteile zu kritisieren und die Rechte von Frauen zu verteidigen.
Die Säkulare Flüchtlingshilfe Deutschland e.V. hat die Aktion „999 Sponsoren“ abgeschlossen. Auch wenn das anvisierte Ziel 999 nicht erreicht wurde, sind wir trotzdem sehr zufrieden mit dem Ergebnis! Denn statt zwei vollen Stellen können nun immerhin zwei Minijobs dauerhaft bezahlt werden.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen, die uns unterstützt haben!