Wie islamistische Netzwerke kritische Stimmen in Facebook mundtot machen

Es ist der 13. Juli 2019, als sich Aida (Name geändert) bei mir meldet. „Facebook hat schon wieder meine Seite gesperrt. Ich habe keinen Zugriff mehr!“. Es ist nun schon das zwanzigste mal, dass ihr dies passiert ist. Es geht auch diesmal wieder um den Vorwurf der Volksverhetzung und Verbreitung unsittlicher Bilder. Ihre gesamte Facebookseite ist nun nicht mehr zugänglich. Auch für sie nicht. Alles ist weg. Ihre ganze Arbeit, die kritischen Diskussionen mit den Abonnenten. Alles verloren.

So wie ihr geht es vielen Bloggern, die sich kritisch mit dem Islam und der menschenfeindlichen Kultur in ihren Heimatländern auseinandersetzen. Die sich stark machen für die Rechte der Frauen, der Homosexuellen, der Atheisten oder anderen Minderheiten, die in diesem Gesellschaftssytem in ständiger Angst leben müssen. Außerdem kämpfen sie für die Modernisierung ihrer Heimatländer, für den Verzicht auf religiöse Symbole in staatlichen Einrichtungen oder Trennung von Staat und Religion.

Aida kämpft hauptsächlich für den Feminismus und gegen die Religion. Sie stellt die Gewalt, die von der Gesellschaft in islamischen Ländern auf Frauen ausgeübt wird auf Facebook zur Schau und hat so eine immer größere Popularität in der arabischen Community erreicht. Sie ist Teil eines liberalen Netzwerks in dem auf Facebook darüber diskutiert wird, wie man die Situation in den Heimatländern verbessern könnte. Ihre Seite war ein wichtiger Teil davon. Sie hatte ca. 7000 Follower und täglich wurden es mehr.

All dies ist nun aus dem Netz genommen, da ein Post als volksverhetzend gemeldet wurde. Zudem kamen Meldungen wegen Zurschaustellung von Nacktheit. Auslöser waren Bilder eines Kindes, das massiver Gewalt durch die Familie ausgesetzt war. Aida hatte es veröffentlicht, um darauf hinzuweisen, dass dieses Kind vom irakischen Staat keinen Schutz vor diesen Misshandlungen genießt. Sie selbst kennt die Alltäglichkeit der Gewalt gegen Kinder aus eigener Erfahrung. Sie leidet heute noch an den Folgen. In ihrer Heimat wird das Recht der Eltern an ihren Kindern als wichtiger angesehen als die Rechte der Kinder. Aida macht hierfür hauptsächlich die Religion verantwortlich.

Was auf diesen Post folgte, war etwas, das allen kritischen Bloggern nur allzu bekannt ist. Es folgt eine Welle an Meldungen bei Facebook. Dort wird er als „Hasspost“, „Volksverhetzend“ oder „Unsittlich (Nudity)“ beschrieben. Da bei einer gewissen Menge an Meldungen automatisch eine Sperrung eingeleitet wird ist diese Methode sehr effektiv, um unliebsame Seiten zu blockieren. Selbst so bekannte Seiten wie Atheist Republic waren schon solchen Aktionen ausgesetzt.

Doch wer verbirgt sich hinter diesen islamistischen Netzwerken?

Islamistischer Netzaktivist Abdullah A.

Meist sind es Islamisten wie in diesem Fall Abdullah A., welcher für die irakische Botschaft in Indien arbeiten soll. Er hat 21.000 Follower auf Facebook und somit großen Einfluss. Der 20-jährige redet ganz offen von „seiner Armee“. Er rief über diesen Kanal zur Sperrung der Seite von Aida auf. Was folgte, waren über 600 Meldungen bei Facebook – die Seite wurde komplett gesperrt, da schon vorher Beschwerden wegen anderer Posts eingegangen waren. Also die Seite aus dem Netz war, konnte man auf der Seite von Herrn A. verfolgen, wie man sich gegenseitig gratulierte, dass eine weitere Kritikerin zum Schweigen gebracht wurde.

Diese Geschichte passiert tagtäglich bei vielen Kritikern. Es ist ein ungleicher Kampf. Denn als Aida Drohungen über Facebook erhalten hatte und sie diese meldete, hieß es nur, dass das nicht gegen die Richtlinien von Facebook verstoßen würde. Vielleicht lag es auch nur daran, dass sie alleine die Beschwerde einreichte und sie keine  „Armee“ aktivieren konnte.