Am 14. November 2022 fand die Mitgliederversammlung der Säkularen Flüchtlingshilfe statt. Ein Hauptanliegen war die Neuwahl des Vorstandes, die gemäß Vereinssatzung alle zwei Jahre erfolgen muss und die auch nötig war, um Hishams Posten neu zu besetzen.
Unser neuer Vorstand besteht aus Dustin Altermann, Yahya Ekhou und Paul Franke.
Die bisher größten Proteste gegen die Zwangsverschleierung im Iran begannen, als Vida Movahed (in den Medien bekannt als das „Mädchen von der Enghelab-Straße“) im Januar 2018 ihren Schal an einen Stock hängte, um vor ihrem Haus in Teheran zu protestieren. Ihr Bild wurde zu einer der wichtigsten Schlagzeilen in den Nachrichten geworden. Movahed wurde kurz darauf festgenommen und wegen „Anstiftung zu Korruption und Prostitution durch Entfernung des Hijabs“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Anders als die Gemeinde zwang Minas Familie sie nicht zu religiösen Überzeugungen. Aber sie diskutiert mit ihren Mitmenschen und ihren Verwandten über religiöse Fragen.
Während ihrer Schulzeit hatte sie oft Probleme mit Religionslehrern in Diskussionen über religiöse Geschichten und Urteile, wie die Enthauptung von Ungläubigen, die Mina nicht akzeptierte. Dies führte zur Bestrafung Minas und dazu, dass sich ihre Eltern in der Schule für sie entschuldigen mussten. Jahre später, während ihrer Arbeitszeit, wurde sie trotz der Zustimmung einiger ihrer Kollegen von anderen eher islamistischen Kollegen bedroht. Wenn sie so weitermache, würden ihre Worte den Strafverfolgungsbeamten gemeldet. Sie erkannte, dass sie nirgendwo das Recht hatte, religiöse Urteile zu kritisieren und die Rechte von Frauen zu verteidigen.
Die Säkulare Flüchtlingshilfe Deutschland e.V. hat die Aktion „999 Sponsoren“ abgeschlossen. Auch wenn das anvisierte Ziel 999 nicht erreicht wurde, sind wir trotzdem sehr zufrieden mit dem Ergebnis! Denn statt zwei vollen Stellen können nun immerhin zwei Minijobs dauerhaft bezahlt werden.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen, die uns unterstützt haben!
Ein Post auf Facebook wurde ihm zum Verhängnis. Nun sitzt der 22-jährige Ägypter Abd el Rahman im Hochsicherheitsgefängnis in Gamasa. Dieses zählt zu den schlimmsten Gefängnissen in Ägypten.
Abd el Rahman ist Anfang 20 und studiert Informatik an einer ägyptischen Hochschule. Neben seinem Studium ist er ein begeisterter Leser und beschäftigt sich gerne mit anderen Ländern und Kulturen. Wie viele junge Menschen ist er auch auf Facebook aktiv und postet regelmäßig. Doch am 12 November 2020 verfasst er einen Beitrag, welcher sein Leben für immer verändern wird:
„Er hätte nie erwartet, dass sein Post so stark trendet. Nur einen Tag später versammelten sich über 20 Personen aus seinem Wohnort vor seiner Haustür. Sie suchten nach ihm und wollten ihn angreifen.“ erzählt Ibrahim, ein Freund von Abd el Rahman.
Die Säkulare Flüchtlingshilfe e. V. wurde 2017 gegründet und ist gemeinnützig bundesweit aktiv. Unser Verein hilft Menschen, die nicht religiös sind und darum aus ihren Herkunftsländern flüchten müssen. Zudem geben wir diesen Personen eine Stimme in der Öffentlichkeit.
Derzeit findet unsere Tätigkeit ausschließlich ehrenamtlich statt und das mit Wirkung. Doch mit dem Erfolg der Arbeit erhöht sich auch ihr Umfang. So sind wir nun an einem Punkt angelangt, an dem wir bezahlte Stellen schaffen müssen, um weiter wachsen zu können. Daher haben wir uns entschlossen, die Kampagne „999 Sponsoren“ zu starten. Denn so viele Mitgliedschaften sind nötig, um dieses Ziel zu erreichen.
Nach der Wahl zum deutschen Bundestag am 26. September 2021 plädiert die Säkulare Flüchtlingshilfe dafür, dass die zukünftige Bundesregierung die Arbeit des Religionsfreiheitsbeauftragten stärkt.
Dank an die Bundesregierung für gute Zusammenarbeit
In einem Schreiben an den Religionsfreiheitsbeauftragten Markus Grübel (CDU) hat sich der Vorstand der Säkularen Flüchtlingshilfe im Namen der Betroffenen „für die gute Zusammenarbeit“ bedankt. Mit dem neuen „Bericht der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religionsfreiheit“ habe der Beauftragte wichtige Pionierarbeit geleistet. Die Beschreibung und Analyse der Situation von Ex-Muslimen und Atheisten in Länderkapiteln habe es in dieser Form regierungsamtlich bislang nicht gegeben. Insbesondere die Länderkapitel in dem Religionsfreiheitsbericht seien eine wichtige Errungenschaft, mit denen die Strukturen der Verfolgung und Repression wie auch viele Schicksale sichtbar gemacht worden sind.
Bei der Mitgliederversammlung 2021 wurde, wie alle zwei Jahre, der Vorstand der Säkularen Flüchtlingshilfe komplett neu gewählt.
Hisham Nofal
Mohamed Hisham Nofal wurde 1991 in Gizeh, Ägypten, geboren. Als Ex-Muslim und LGBT-Aktivist setzte er sich bereits dort für die individuellen Freiheits- und Menschenrechte ein. Weltweite Bekanntheit erlangte er, als er 2017 im ägyptischen TV als Aktivist zu einer Talkshow eingeladen wurde. Dort versuchte er zu erklären, warum er Atheist sei und dass es das Recht jedes Menschen sei, die Religion zu verlassen. Daraufhin wurde er vom ehem. stellvertretenden Scheich der al-Azhar Universität für psychisch krank erklärt und vom Moderator herabgewürdigt und schließlich des Studios verwiesen (Video). Weil dadurch sein soziales und beruflichen Leben zerstört war, er aber auch die Verfolgung durch den Staat fürchten musste, floh er 2019 nach Deutschland.
Ich bin 35 Jahre alt, lebte in Babol im Iran und bin in einer mittelreligiösen Familie aufgewachsen. Als ich älter wurde, kamen mir viele Fragen über die Religion in den Sinn, besonders über den Islam, der in meiner Familie üblich war.
Als ich in der Khajeh Nasirodin Toosi Universität (K. N. Toosi) mein Studium begann, traf ich viele andere die wie ich den Islam kritisierten. Als das Internet und die sozialen Medien zugänglicher wurden, konnte ich mehr Recherche zu grundlegenden und kritischen Fragen zum Thema Religion betreiben. Das war der Punkt, an dem ich verstanden habe, dass der Islam so kostruiert ist um Menschen zu kontrollieren und zu beherrschen und keine Antwort auf grundlegende Fragen hat. In meinem Land gibt es zwei Arten von Atheisten:
„Der Hijab steht für Empowerment und Befreiung – als Symbol des Feminismus.“ Mit diesem Slogan wird der Schleier (Hijab) in der westlichen Welt als Ausdruck von Frauenrechten und in Kampagnen gefeiert, beispielsweise beim sogenannten „World Hijab Day“.
Diese Aussage, die ich zum ersten Mal gehört habe, als ich nach Europa kam, unterscheidet sich radikal von der Propaganda, die dort gefördert wird, wo ich aufgewachsen bin – im Irak. Die Macht wird dort nur den Männern zugeschrieben, während Frauen gehorsam sein müssen. Die Gleichberechtigung der Geschlechter wird als ein Zeichen der gesellschaftlichen Zersetzung angesehen. Somit stehen feministische Bewegungen im Verdacht, die Gesellschaft zerstören zu wollen.
Dieser Gegensatz in der Wahrnehmung ließ mich neugierig werden. Weshalb repräsentiert das religiöse Symbol des Hijab in zwei unterschiedlichen Gesellschaften so gegensätzliche Werte?
Aus diesem Grunde entschloss ich mich, ein Interview mit der im Irak lebenden feministischen Aktivistin Maryam zu führen, um mehr über die Frauenrechtssituation in einem Land zu erfahren, in dem das Tragen des Schleiers stark verbreitet ist.